Monatsspruch Mai 2023
Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag.
Sprüche 3,27 (L)
Liebe Lesende, liebe Freund:innen, liebe Geschwister im Glauben!
ich mache das fast jeden Tag: mich weigern, dem Bedürftigen Gutes zu tun. Und immer schäme ich mich ein bisschen dafür.
Da sind die Obdachlosen unter der S-Bahn-Brücke. Suchtkranke, Migranten oder von Altersarmut Betroffene, die in der U-Bahn um ein paar Cent bitten, Flaschen sammeln oder Zeitungen verkaufen. Ganz zu schweigen von den vielen Bedürftigen, die mir täglich medial begegnen. Oder in meinem Bekannten- und Freundeskreis. Jene, denen man es gar nicht ansieht. Auch solche, die nicht materiell, sondern auf andere Weise bedürftig sind.
Manchmal fühle ich mich wie erschlagen davon. Ich schaue weg, schließe die Augen, tue beschäftigt, bin es manchmal sogar. Und in meinem Kopf rattert die Rechtfertigungs-Maschine: Was kann ich schon tun? Was ändert sich am Schicksal dieser Menschen durch meinen Euro, durch meine Worte, meine Zeit? Vielleicht sind sie selbst schuld an ihrem Ergehen? Und überhaupt: Ich kann doch nicht die ganze Welt retten!
„Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag.“ Ist es so einfach? Was vermag meine Hand, mein Hirn, mein Herz? Vielleicht geht da mehr. Ich brauche sie doch auch, die Hand, die sich mir entgegenstreckt in meiner Bedürftigkeit.
Volkmar Hamp